Hecheln – ist doch nur die Hitze, oder?

Wir kennen es sicher alle, wenn unsere Hunde mit hängender Zunge nach einem ausgiebigen Spiel auf uns zu kommen. Und ganz besonders in diesen Sommermonaten, wenn die Hitzewellen uns selbst ja schon zu schaffen machen!

Klar ist, hecheln gehört eben zu einer normalen Körperfunktion des Hundes. Der Hund reguliert so seine Körpertemperatur. Es entsteht durch das Hecheln eine Verdunstungskälte, die das Blut und das Gewebe in diesem Bereich herunterkühlt. Der Hund lässt die Zunge heraushängen und atmet durch die Nase ein, wobei ein Luftzug entsteht, der die Verdunstung von Feuchtigkeit begünstigt. Diese Verdunstung hält die Körpertemperatur des Hundes konstant. Es gelangt dabei wenig Sauerstoff in die Lungen – und das ist der entscheidende Unterschied zum Hyperventilieren – welches ja sehr schnell auch zu der Gefahr eines Kollapses führen kann. Eine Vorstufe des Hechelns kannst Du sogar auch schon erkennen, wenn dem Hund die Nase tropft – auch dies dient schon einer kleinen Temperaturregulierung!

Hecheln ist also erstmal eine wichtige Funktion – gleichermaßen ist es aber auch eine zusätzliche große Anstrengung für deinen Hund. Das solltest Du immer wieder bedenken, wenn Du in diesen Tagen, wie üblich Deine Runden drehst oder Du ausgiebig mit Spiel und Spaß die gemeinsame Zeit verbringst. Natürlich ist Euch auch klar, dass der Hund aufgrund der Verdunstungskälte auch viel Flüssigkeit benötigt. Daher hast Du sicher auch immer Deine Wasserflasche dabei, wenn es in den Sommermonaten auf Tour geht, nicht wahr?

Aber was ist, wenn dein Hund hechelt, trotz angenehmer Temperaturen und ohne Anstrengung?

Dann könnte auch psychischer Stress der Grund für das Hecheln sein! Woran kannst Du es erkennen? Schau Dir mal beim Hecheln genau die Zunge deiner Fellnase an. Bleibt die Zunge im Fang? Ist Sie nach oben gewölbt – also siehst Du eine angespannte Zunge? Dann weist dies sehr wahrscheinlich auf eine Stresssituation hin. Also je lockerer, länger und breiter die Zunge auf den Zähnen liegt – dann spricht dies für eindeutige Körperregulierung. Je spitzer, nach oben gewölbt, je stressiger ist die derzeitige Situation, in der sich Dein Hund befindet. Schau dich um und Du wirst wahrscheinlich etwas entdecken, was Deinen Hund gerade sehr unangenehm ist, vielleicht ist es aber auch nur ein Geräusch. Denke dabei aber auch nicht nur an Dein Umfeld, sondern betrachte auch Deine Köperhaltung und Sprache.

…mir ist so warm!

Hechelt Dein Hund zum Beispiel überwiegend nachts, so kann es, neben einem eventuell zu warmem Raum, darauf hindeuten, dass für ihn die Dunkelheit Stress erzeugt. Um zu testen, ob dieser Grund das Hecheln auslöst, könntest du Deinem Hund beispielsweise ein Licht anbieten oder auch einen Platz in Deiner Nähe. Eine weitere Möglichkeit für nächtliches Hecheln, ist eine zu hohe Auslastung in den Abendstunden. Viele Hunde lieben es durchaus noch mal so richtig sich auszupowern, bevor es ins Bett geht. Aber wie beim Menschen auch, gibt es Hunde, die nach einem ausgiebigen Spiel oder Training keine Ruhe finden. Das geringe Schlafvolumen wiederum sorgt für weiteren Distress, der dann auch wieder zu weiteren Verhaltensänderungen führen kann. Wie wichtig das Schlafbedürfnis eines Hundes ist, kannst du noch mal hier in einem vorherigen Blog Artikel von Blickwechsel® nachlesen.

Du kannst keine stressige Situation erkennen? Und es gibt häufiger ruhige Situationen und Dein Hund hechelt ohne erkennbaren Grund? Dann denke bitte auch daran, dass Hecheln ein gesundheitliches Problem zeigen kann. Denn bei Stress werden hauptsächlich die Nebennieren angeregt, um Cortisol und Adrenalin zu produzieren – und auch das verändert das Atemverhalten. Eine Krankheit, Schmerzen, Fieber oder auch allgemeines Unwohlsein könnte Dir deine Fellnase damit sagen wollen. Sind vielleicht sogar die Schleimhäute eher blass? Dann solltest Du dringend mal einen Komplettcheck beim Tierarzt einholen, und zwar mit großem Blutbild. Gibt es noch weitere Merkmale, wie verändertes Fell, großen oder gar keinen Appetit, steigernde Ängstlichkeit, Teilnahm- und Antriebslosigkeit und Dein Hund liebt es auch noch in der Sonne zu braten, dann bitte Deinen Arzt ein großes Schilddrüsenprofil zu machen – denn nur mit allen 8 Werten, kann tatsächlich dann erst eine Schilddrüsendysfunktion nachgewiesen bzw. ausgeschlossen werden. Der alleinige T4 Wert bringt da definitiv kein verlässliches Ergebnis!

Und gern habe ich nachfolgend für Dich noch ein paar allgemeine Ideen aufgeführt, wie Du Deinen Hund bei hohen Temperaturen oder in Stresssituationen unterstützen kannst und welches Verhalten eher kontraproduktiv sein könnte.

1. Vermeide große Anstrengungen zusätzlich – zu gut gemeinte Auslastungen sind für Verhaltensideen ja eh einer der vielen Gründe. Also lass es für Dich und Deinen Hund in diesen Tagen einfach mal ganz geruhsam angehen. Ein paar Schnüffelspiele im schattigen Wald oder auch ein kurzes Bad im See, reichen in diesen Tagen allemal. Lasst gemeinsam die Seele baumeln – nichts muss – einiges kann!
2. Bitte vermeide langes Laufen oder sogar Fahrrad fahren auf dem heißen Asphalt mit deinem Hund – bedenke…Du läufst bei der Hitze ja auch nicht barfuß über die Straße, oder? Die Pfoten Deines Hundes sind neben dem Hecheln, die einzige Möglichkeit den überhitzten Körper zu regulieren – der heiße Asphalt ist da sicher nicht förderlich!
3. Reiche Deinem Hund während des Spaziergangs immer mal wieder Wasser. Es gibt da so allerlei Ideen im Netz, damit dies immer am Mann/ an der Frau beim Gassi Gang ist! Und das gilt übrigens nicht nur für unsere Hunde. Für Dich selbst solltest Du da auch sorgen! Auch wir merken bei bestimmten Klimaverhältnissen nicht immer, dass wir Durst haben – daher umso wichtiger bewusst zu trinken!
4. Nutze nicht unbedingt Ventilatoren und wenn dann nur abgewandt vom Hund. So beugst Du Bindehautentzündungen vor.
5. Hunde die Wasser lieben, ist natürlich der See in der Nähe eine tolle Abkühlung. Für die Wassermimosen, nutze gern ein kühles nasses Handtuch – aber bitte nicht über den Rücken legen oder darin einwickeln, sondern biete es Deinem Hund auf der Terrasse, dem Balkon im Schatten oder im Badezimmer auf den Fliesen an zum Ablegen. Kühlmatten sind hier auch eine Alternative, aber auch kostspieliger. Viele nutzen auch gern den Wasserschlauch und denken es könnte eine gute Wohltat sein, wenn dem Hund zu heiß ist. Ist der Hund bereits überhitzt, ist das keine gute Idee, denn dann könnten die Blutgefäße sich zusammenziehen und es besteht Lebensgefahr. Also bitte behutsam und auch erstmal von den Pfoten/Beinen an mit dem Wasserstrahl etwas abkühlen.
6. Ich denke ich muss hier eigentlich nicht erwähnen, dass kein Hund bei diesen Temperaturen im Auto ohne Klimaanlage auch nur 1 Minute allein verweilen sollte – aber der Vollständigkeit halber sei es noch mal genannt.

Konntest Du nun die o.g. gesundheitlichen Faktoren durch einen Tierarzt und die Temperaturen als Gründe für das ständige Hecheln ausschließen, bleiben da noch die diversen Stressfaktoren durch die Umwelt!

Hab bitte Verständnis, dass ich Dir hier jetzt keine Tipps geben kann!  Jeder Hund zeigt Verhalten, in diesem Fall das Hecheln, aus den unterschiedlichsten stressbedingten Gründen. Es gibt nicht die Lösung, die in irgendeinem Handbuch oder im Netz nachzulesen sind! Ein Hund ist und bleibt eben sehr individuell – und deshalb benötigen Sie auch eine individuelle Lösung in Ihrer täglichen Umwelt, um mit Dir gemeinsam als glückliches MenschHundTeam die gemeinsame Zeit zu verbringen. Was eben bei dem einen Hund funktioniert, muss für Deinen Hund schon gar nicht passen. Und nun alle gut gemeinten Tipps anderer Hundehalter auszuprobieren ist auch für Deinen Hund (und sicher auch für Dich) eine weitere Stressbelastung – und da ist wieder der Kreislauf, der nicht wirklich zum Ziel führt.

Solltest Du also alle anderen o.g.  Gründe für das Hecheln ausgeschlossen haben oder Du hast zu diesem Blog noch Fragen, dann nutze doch gern das kostenlose Erstgespräch oder schicke mir eine Nachricht. Gemeinsam finden wir den tatsächlichen Grund und die individuelle Lösung, um Deinen Hund und natürlich auch Dich, mit einem, auf Dein MenschHundTeam abgestimmten Therapieplan, von dem Stress zu befreien! Ich freue mich auf Dich!