Heute muss ich euch unbedingt mal von einem Praxisfall berichten. Die letzten Besuche nach einem Jahr Therapie bei meinem Fellklienten Odin, haben mich immer aufs Neue begeistert. Zu sehen, wie aus einem völlig überdrehten, aufgeregten, teils aggressiven und damit auch total gestressten Hund und seinen damals so sorgevollen Haltern, die mit ihrem Latein am Ende waren, ein so tolles MenschHundTeam geworden ist, ist auf jeden Fall einen BlogArtikel wert. Natürlich ist jeder Hund anders und die Ursache für unangemessenes Verhalten aus Deiner Sicht, hat auch immer einen anderen Ursprung, aber vielleicht gibt dir der Artikel mit den Informationen über Hyperaktivität wieder neuen Mut und einen anderen neuen Blick auch auf das Verhalten Deines Hundes.
Vor knapp einem Jahr riefen mich die Halter von Odin an. Sie wüssten keinen Rat mehr. Odin, Ihr Pinscher/JackRussel- Mix finde trotz aller Bemühungen, Ratschläge, Trainings und mehrfachen Hundeschulbesuchen keine Ruhe. Beginnend mit den unmöglichen Hundebegegnungen, unermüdliches Bellen in – und outdoor, anspringen von Menschen/Kindern, rasantes Überdrehen beim „Spiel“, was sofort zu Übersprungshandlungen führt, keinerlei Konzentration auf Aufgaben oder auch im Training – waren nur die ersten Verhaltensideen, von denen mir die Halter berichteten. Bei meinem ersten persönlichen Besuch mit gemeinsamem Spaziergang konnte ich mir auch ein erstes Bild von Odin machen. Die Halter wussten nicht allzu viel von Odins Vorgeschichte. Nur dass Odin mit einem Maulkorb in einer Katzenbox im Wald ausgesetzt wurde und zufällig gefunden wurde von einer Tierheimmitarbeiterin! Welch Glück! Beim ersten Kontakt im Tierheim zeigte sich Odin für die Halter sehr ruhig und zurückhaltend – bellen konnte er nicht, da er vollkommen heiser war. Auch zu Hause angekommen, war Odin zu Beginn sehr ruhig, was sich jedoch mit jedem Tag immer mehr in die Richtung des o.g. Verhaltens entwickelte. Dass ein Hund (aus Tierheim/Tierschutz) meist sein „wahres Gesicht“ erst nach einer Weile im neuen zu Hause zeigt, ist keine Seltenheit – vielleicht kannst auch Du davon berichten! Insbesondere hochsensible Fellnasen mit weniger guter Vergangenheit, stecken meist zu Beginn so voller Angst, dass sie zunächst im Besten Fall erstmal die Lage checken und sich nur langsam öffnen.
Odin zeigte in seinem Verhalten große Unsicherheiten und völlige Überforderung in seiner Umwelt. Er nutzte vor lauter Angst im Wechsel Fight und Fiddeln (zwei der „4 Fs“), wobei Odin mittlerweile gelernt hatte, dass Angriff wohl die beste Verteidigung ist. Durch die vielen Umwelteinflüsse, die eine Großstadt so mit sich bringt und mit denen Odin täglich konfrontiert wurde, konnte sein Hormonhaushalt zur Regulierung von Stress überhaupt nicht mehr runterfahren. Eine vorgenommene Kastration, die zu mehr Ruhe und weniger Aggression, verschlimmerte das Verhalten eher noch. Wie ich bereits in meinem BlogArtikel Kastration – Das Wundermittel bei unerwünschtem Verhalten ? – Carmen Niedziella (blick-wechsel.net) erklärt habe, war dies in Odins Fall eher kontraproduktiv. Das Testosteron fehlte nun auch noch, um das, bei Odin durch die vielen Stresssituationen ständig produzierte Cortisol, wieder schnell abzubauen. Die Folge: ständig steigernde Unruhe, wenig Konzentration, Übersprungshandlungen und eine kurze Reizreaktion auf vielerlei Geräusche und Begegnungen – ob Mensch oder Hund.
Zu Beginn der Therapie, bat ich die Halter von Odin, zusätzlich noch einmal Ihre Tierärztin aufzusuchen, für eine gründliche Untersuchung und eines großen Blutbildes incl. großem Schilddrüsenprofil – ich hatte neben seiner Hyperaktivität (Aktivität im Vergleich zu anderen Hunden gleicher Rasse, Alter etc,) einen zusätzlichen Verdacht, den ich gern ausgeschlossen wusste. Ja, auch wenn man bei Schilddrüse eher an träge Hunde denkt – mit weiteren Symptomen kann diese Störung jedoch auch Hyperaktivität hervorrufen. Und das ausführliche Blutbild bestätigte leider meine Vermutung einer Schilddrüsendysfunktion. In Zusammenarbeit mit der Tierärztin, wurde Odin medikamentös, parallel zu meiner Therapie, eingestellt.
Ein paar Wochen später konnten wir mit der Therapie beginnen. Für die Übergangszeit bis zur Wirksamkeit der Medikamente gab ich den Haltern einige Hinweise zum Management, der Wichtigkeit der vielen Ruhephasen und Vermeidung möglichst vieler Stressoren als Hilfestellung. Die Halter hatten es mit viel Geduld, Ruhe und den o.g. Managementmaßnahmen geschafft, wieder einen Zugang zu Odin zu bekommen – Entspannung kehrte ein – für Mensch und Hund!
Bei den regelmäßigen gemeinsamen Spaziergängen lernten nun die Halter durch Erklärungen und praktischen therapeutischen Übungen Ihren Odin noch besser zu verstehen und auf seine Bedürfnisse einzugehen. Odin lernte, dass nicht jeder Mensch und jeder Hund ihm etwas Böses will. Die regelmäßigen Übungen aus dem Therapieplan zeigten Ihre Wirkung. Odins Selbstbewusstsein steigerte sich mit dem Effekt, dass Odin die vielen natürlich immer noch vorhandenen Umweltreize besser verarbeiten konnte. Jede Woche war wieder ein Schritt in die richtige Richtung – wenn gleich es natürlich immer mal wieder Tage gab, an denen Sie Odin hätten „verkaufen“ können. (Lach!) Das war natürlich in keinster Weise so und war nur ein lustiger Spruch, um solch kleinen Rückschritte mit Spaß zu überstehen und die nötige Gelassenheit zu behalten. Auch waren die Halter neugierig auf die vorgeschlagene Aromatherapie, die mit entsprechenden Übungen Odin zu noch mehr Entspannung verhelfen sollte.
Jetzt nach einem Jahr kann ich sagen, ist Odin zu einer wirklich lebenslustigen, fröhlichen Fellnase gewachsen, der für jeden Spaß zu haben ist. Ein kleiner Clown, deren Hundehalter (siehe auch die Rezension bereits nach ein paar Wochen https://g.co/kgs/BsgE3d ) jetzt Spaziergängen und Hundebegegnungen gelassener entgegensehen. Gemeinsames langes Ausschlafen – Odin ist der letzte, der das Bett verlässt – entspannte Kuschelstunden auf dem Sofa und gemeinsames Spiel gehören nun zum Alltag.
Hört sich so in der Zusammenfassung vielleicht alles ganz leicht an – das ist es nicht!
Aber….dieser Praxisfall soll dir Mut machen! Er soll dir auch zeigen, dass es mit einem Blickwechsel gelingen kann, auch mit einem Tierschutzhund mit Verhaltensauffälligkeiten wie z.B. bei Odin, mit durchaus schlechten Erfahrungen und einer unklaren Vergangenheit, zu einem gemeinsamen entspannten MenschHundTeam zu werden. Voraussetzungen sind von Deiner Seite viel Geduld, Zeit und wachsende Gelassenheit. Außerdem ist eine entsprechende individuelle Betrachtung aller Faktoren (Umwelt, Herkunft, Vergangenheit, Rasse, Gesundheit, Erwartungen und Möglichkeiten der Halter usw.) notwendig, wie auch ein strukturierter individueller Therapieplan und eine für den Halter immer begleitenden zeitnahe persönliche und mediale Unterstützung.
Auch Du hast eine Fellnase mit Verhaltensauffälligkeiten, die Du trotz aller Bemühungen nicht in den Griff bekommst? Du möchtest Deinen Hund verstehen und ihm und Dir den täglichen Stress nehmen? Du stehst kurz davor, Deinen Hund, egal ob Tierschutz oder Züchter, wieder abzugeben, da Du am Ende Deiner Kräfte stehst? Dann nutze doch hier gleich das kostenlose Erstgespräch!