Selbstwirksamkeit – selbst & wirksam in der Verhaltenstherapie

Diese beiden Auszüge sind die Rückmeldungen der Halterin meines Fellnasen- Klienten Pino in der letzten Woche. Diese Aussagen bereits kurz nach Beginn der Therapie, haben mich so gerührt, dass ich meinen gerade begonnen Blogartikel über Selbstwirksamkeit in der Hundeverhaltenstherapie noch einmal kurzerhand umgeschrieben habe. Danke liebe L. und lieber C., dass ich diese Rückmeldung mit veröffentlichen darf!

Jetzt bist du sicherlich gespannt – was macht diese Aussage der Halterin nun so besonders und was hat nun die Selbstwirksamkeit mit Pinos Therapie zu tun?

Bevor ich näher darauf eingehe, ist es für Dich erstmal wichtig zu wissen: „Was bedeutet Selbstwirksamkeit überhaupt und gibt es da Unterschiede zu den auch häufig in der Verhaltenstherapie genutzten Begriffe „Resilienz“ und „Empowerment“?

Selbstwirksamkeit erklärt sich fast von allein, wenn wir das Wort in seine einzelnen eigenständigen Worte betrachten – selbst und wirksam.  Das Prinzip der Selbstwirksamkeit ist auf den Psychologen Albert Bandura(1977) zurückzuführen und wurde unter anderem von Julian Rotter weiterentwickelt. Selbstwirksamkeit bedeutet, die innere Überzeugung zu haben, schwierige oder herausfordernde Situationen gut meistern zu können – und das aus eigener Kraft heraus

Empowerment, ein Begriff, der häufig der Selbstwirksamkeit gleichgestellt wird, ist jedoch die Strategie, die dahintersteckt, um Selbstwirksamkeit zu erreichen.

Und die Resilienz ist die Fähigkeit überhaupt Konflikte schadlos bewältigen zu können.

Mit dem Thema Selbstwirksamkeit wurde ich schon vor Jahren noch in meiner Führungsarbeit in der Bank konfrontiert. Damals konnten wir als Führungskräfte eine Managementausbildung absolvieren, die ebenfalls einen Persönlichkeitstest beinhaltete. Ich werde aus der Auswertung nie meinen „Blinden Fleck“ (Teile des Selbst oder Ichs, die von einer Person nicht wahrgenommen werden) vergessen: „Um Mitarbeiter zu noch besseren Leistungen mit gleichzeitiger Steigerung der Zufriedenheit und des Wohlbefindens zu fördern, geben Sie zukünftig nicht nur Ihren Weg zum Ziel vor. Lassen Sie die Mitarbeiter einen eigenen Weg beschreiben oder geben Sie mehrere Möglichkeiten vor. Begleiten Sie sie bei Ihrem Weg und unterstützen Sie die Mitarbeiter bei dieser Wahlmöglichkeit mit positivem Feedback in schwierigen Situationen!“

Wenn Du nun das Wort Mitarbeiter mit dem Namen Deiner Fellnase ersetzt, dann verstehst du jetzt vielleicht, warum Du schon so lange an den Verhaltensideen deines Hundes herumdokterst und es einfach nicht besser werden will. Es könnte daran liegen, dass Du Deinen Weg vorgibst und die Selbstwirksamkeit Deines Hundes damit in den Hintergrund gerät.

Autonomie und Selbstbestimmung sind als grundlegende psychologische Bedürfnisse in der Humanpsychologie bewertet. Entsprechenden Studien belegen hier, dass die Wahl im Handeln selbstbelohnend und immer der festen Vorgabe vorgezogen wird. Die Tierpsychologie hat Ihre Grundlage in der Humanpsychologie und wird durch entsprechende Studien wiederum an Tieren gefestigt. Und da ich nun auch voraussetze, dass unsere Fellnasen ebenso Gefühle wie Glück, Wohlbefinden, aber auch Frust und Trauer empfinden, wie Du und ich, hat die Selbstwirksamkeit bei unseren Vierbeinern die gleichen Auswirkungen: Selbstwirksamkeit steigert das Wohlbefinden, erhält oder steigert die Gesundheit und verhindert bzw. vermindert unerwünschtes Verhalten.

Wie sieht es aber nun bei deinem Hund mit Handlungs- und Wahlmöglichkeiten aus?

Euer gemeinsames Leben hat doch schon damit begonnen, dass Dein Hund sich nicht Dich aussuchen konnte. Du bist es auch, der das Futter und auch die Fütterungszeiten bestimmt, wann, wo und wie lange spazieren gegangen wird. Du bist derjenige, der die Trainings und Sportarten aussucht. Du schränkst Deinen Hund in seiner Bewegungsfreiheit durch Halsband, Geschirr und Leine ein. Du bringst Deinen Hund mit Leckerlis zu Verhaltensweisen, die für Dich(!) und die Umwelt gerade zu passend sind. Und um Kontrollverlust zu umgehen und noch mehr Sicherheit zu schaffen, werden leider auch heute noch viel zu häufig die o.g. Verhaltensweisen durch aversive Mittel abgesichert!

Natürlich heißt dies jetzt nicht im Umkehrschluss, dass der Hund alles machen kann, was ihm so grad einfällt – nein, denn schließlich hast Du als Halter ja auch die Aufgabe Deinen Hund vor möglichen Gefahren zu schützen, die der Alltag so mit sich bringt. Und dazu gehören natürlich gut und positiv antrainierte Verhaltensweisen. Dennoch sollten wir bei aller Sicherheit, nicht das Bedürfnis unseres Schützlings nach Selbstwirksamkeit vergessen.

Und Pino?

Pinos „Eltern“ kontaktierten mich, da Pino als Tierschutzhund zwar schon viele Umweltreize verarbeitet und gemeistert hat, aber trotzdem generell häufig gestresst und überfordert ist mit fremden Situationen, Geräuschen und Menschen. Entspannte Spaziergänge waren außerhalb ihm bekannten Strecken nicht möglich – in der Leine hängend und hechelnd war an der Tagesordnung. Unbekannte Geräusche hatten Fluchtversuche zur Folge und eine Ansprache war kaum noch möglich.

Der morgen- und abendliche Spaziergang ins hundefreundliche Büro entlang belebter Straßen, war nur von Angst gekennzeichnet.

Aggressionen zeigten sich, wenn ihm selbst bekannte Menschen, wie zum Beispiel im Büro, zu schnell zu nah kamen.

Und allein bleiben, trotz großer Anstrengungen, seitens der Halter, war nicht länger als 15 Minuten möglich.

Nach meiner ausführlichen Anamnese ( Individuelle Verhaltenstherapie | Hannover | Blickwechsel (blick-wechsel.net)), die auch ein großes Lob an die Halter für Ihre bisherigen Erfolge beinhaltete, stellten wir einen gemeinsamen Therapieplan auf. Neben einiger Veränderungen im Alltagsablauf, richtete ich zunächst mein Hauptaugenmerk auf mehr Selbstwirksamkeit für Pino. Und die Übungen dazu brachten nach bereits kurzer Zeit ( hier 3 Wochen) diese o.g. ersten Erfolge. Ich bin sicher, dass sich durch die konsequente Umsetzung der Therapieschritte durch die Halter, insbesondere der Wahlmöglichkeiten für Pino, weitere Erfolge auch in den anderen Verhaltensideen von Pino positiv verändern werden.

Möchtest auch du wissen, wie Du Deinem Hund zu mehr Selbstwirksamkeit und damit zu mehr Wohlbefinden und weniger Stress verhelfen kannst? Dann nutze jetzt die Möglichkeit des kostenlosen Erstgesprächs oder schicke mir hier über die Website gerne eine kurze Nachricht.

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